Fertigstellung des innerörtlichen Breitbandnetzes in Waghäusel beseitigt nahezu alle weißen Flecken im Stadtgebiet
Landkreisweit 5.000 Glasfaserhausanschlüsse am kommunalen Netz
Kreis Karlsruhe. Am Freitag gab es in Waghäusel für Oberbürgermeister Walter Heiler und den Landrat des Landkreises Karlsruhe, Dr. Christoph Schnaudigel, gleich doppelten Grund zur Freude: Mit der symbolischen Inbetriebnahme des letzten Bauabschnitts feierten sie nicht nur die Fertigstellung des innerörtlichen Breitbandausbaus in Waghäusel, sondern auch den 5.000. Hausanschlusskunden am landkreisweiten Glasfasernetz.
Nur wenige Tage zuvor war der letzte der insgesamt 20 von der Stadt Waghäusel ausgebauten Kabelverzweiger freigeschaltet worden. Erneut hatte sich der bisherige private Betreiber damit monatelang Zeit gelassen, obwohl sämtliche technische Voraussetzungen längst erfüllt waren. Ein Umstand, der nicht nur in Waghäusel bei den für den kommunalen Breitbandausbau Verantwortlichen zum wiederholten Mal für Unmut gesorgt hatte.
Nun aber ist der Weg frei, um mehr als 1.900 Haushalte in ganz Waghäusel mit deutlich höheren Internetbandbreiten versorgen zu können. „Mit dem jetzt abgeschlossenen FTTC-Ausbau, also durch die Erschließung vorhandener Kupferkabelverzweiger mit einer Glasfaserleitung, haben wir uns konsequent den unterversorgten Wohngebieten gewidmet und dort schrittweise die Voraussetzungen für schnellere Internetverbindungen geschaffen“, betonte Oberbürgermeister Walter Heiler. „Inzwischen gibt es so gut wie keine weißen Flecken mehr in Waghäusel und damit praktisch im ganzen Stadtgebiet eine ausreichende Versorgung zumindest des privaten Bedarfs“, so Heiler.
Als weiße Flecken werden in Bezug auf das Internet solche Siedlungsbereiche bezeichnet, in denen technisch nicht mehr als 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich sind. Davon gibt es in Waghäusel nun dank des kommunalen Ausbaus in den bisher von privaten Anbietern vernachlässigten Gebieten nur noch vereinzelte in wenigen Randlagen. Der weitaus überwiegende Teil der Wohngebiete profitiert hingegen vom jetzt abgeschlossenen innerörtlichen Ausbau. Exakt 1.665 Adressen in Kirrlach und 246 in Wiesental können nun mit einer Bandbreite von 50 Mbit/s, teilweise aber auch mit bis zu 100 Mbit/s im Download versorgt werden.
Bandbreiten im Gigabitbereich können Streckenanlieger nutzen, die im Zuge des Ausbaus einen echten Glasfaseranschluss beauftragt haben. In Waghäusel haben 380 Grundstückseigentümer diese günstige Gelegenheit genutzt, um an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Zukunft angebunden zu werden. Josef Haag aus Kirrlach ist einer von ihnen. Sein Haus wurde im April dieses Jahres von der Netze BW GmbH mit einem Highspeed-Leerrohr ausgestattet und wie es der Zufall wollte, avancierte er damit zum 5.000. Hausanschlusskunden im Landkreis Karlsruhe. Die Netze BW würdigte diesen Meilenstein im Landkreis Karlsruhe mit einem Scheck in Höhe der Hausanschlusskosten für Herrn Haag.
Auch Landrat Dr. Christoph Schnaudigel war sichtlich zufrieden angesichts der positiven Entwicklung. „Landkreisweit ist die Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe GmbH zusammen mit den Städten und Gemeinden dabei, weitere Hausanschlüsse zu realisieren. Wir liegen derzeit bei über 5.100, das sind über 1.000 Hausanschlüsse pro Jahr über die vergangenen fünf Jahre“, zog er Bilanz.
In dem mittlerweile fast sechsjährigen Bestehen der Gesellschaft wurden zwischenzeitlich 3.477 Kunden online geschaltet und damit bereits rund 22 Prozent des Kundenpotenzials von insgesamt rd. 16.000 Kunden an das kommunale Netz angeschlossen. Insgesamt haben mittlerweile rd. 16.000 Kunden die Möglichkeit sich auf das kommunale Netz portieren zu lassen.
Zur Erreichung dieses Kundenpotenzials wurden landkreisweit bislang rd. 508 km Glasfaserkabel angepachtet, 80 km FTTB/H-Trassen verlegt, 49 Pops errichtet und 112 Kabelverzweiger online geschalten.
Um das Kundenportfolio und die genannten Glasfasertrassen realisieren zu können, wurde gegenüber dem Land BW ein Investitionsvolumen von rd. 42 Mio. € geltend gemacht, welches mit rd. 17,4 Mio. € vom Land BW gefördert wird. Hinzu kommt ein Investitionsvolumen von mittlerweile rd. 14,5 Mio. € im Rahmen der Bundes- und Landes-Co-Förderung, welches mit rd. 7,25 Mio. € vom Bund und zusätzlich mit rd. 5,8 Mio. € vom Land BW im Rahmen der Co-Finanzierungsförderung gefördert wird.
Seit Beginn der Ausbauaktivitäten 2016 hat die Stadt Waghäusel rund 3,8 Mio. Euro in die Verbesserung der Breitbandinfrastruktur in den Bestandsgebieten investiert und hierfür Förderzusagen des Landes in Höhe von rund 780.000,- Euro erhalten. Darüber hinaus wurden die Neubaugebiete Unterspeyererfeld I und Oberspeyererfeld II durch private Erschließungsträger vollständig mit Glasfaserleitungen bis zu jedem Grundstück an das kommunale Netz angeschlossen.
Bislang sind in Waghäusel insgesamt 20 Kabelverzweiger – davon 16 in Kirrlach und 4 in Wiesental – erschlossen worden. Durch die Erschließung dieser Kabelverzweiger in Waghäusel, ist der innerörtliche Ausbau im Privatkundenbereich aufgrund fördertechnischer Regularien vorerst abgeschlossen. Erst wenn auf Bundes- oder europäischer Ebene die Schwelle der weißen NGA-Flecken von kleiner 30 Mbit/s auf 100 Mbit/s angehoben und die zugehörigen Regularien dahingehend angepasst werden, kann über einen weiteren Privatkundenausbau in Waghäusel im Rahmen der Wirtschaftlichkeit diskutiert werden. Unter den derzeitigen Regularien gilt Waghäusel – zumindest im Privatkundenbereich – damit als nahezu vollständig versorgt.
Durch eine bereits erfolgte Änderung der Förderkulisse, an der neben dem Land auch der Bund ganz erheblich beteiligt ist, können Ausbaumaßnahmen in Gewerbegebieten jetzt mit bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten bezuschusst werden. Davon wird die Stadt Waghäusel künftig Gebrauch machen und sukzessive ihre Gewerbegebiete mit einem flächendeckenden Glasfasernetz versorgen.
Als erste Maßnahme wird dabei das Gewerbegebiet 8 das „Globus-Areal“ mit Glasfaserinfrastruktur flächendeckend erschlossen. Die europaweite Ausschreibung ist bereits im vollen Gange. Mit ersten verbindlichen Angeboten wird im August 2020 gerechnet. Für diese Maßnahme wurden 600 T€ Bundesförderung und 480 T€ Landeskofinanzierung bewilligt.
Im weiteren Verlauf sollen noch im Sommer 2020 Ausschreibungen für die Gewerbegebiete GE 7 und – unter der Voraussetzung einer Förderzusage des Bundes – in der Kaigartenallee gestartet werden. Für das GE 7 wurde bereits eine Förderzusage des Bundes in Höhe von 480 T€ und 384 T€ Landeskofinanzierung zugesagt. Die Förderzusagen für die Kaigartenallee werden in Kürze erwartet.
Langfristig refinanziert wird das kommunale Netz durch Entgelte, die die Stadt Waghäusel vom landkreisweiten Betreiber Inexio für jeden aktiv genutzten Anschluss erhält. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass die Vermarktungsaktivitäten des Unternehmens in den vergangenen Monaten bereits deutliche Erfolge gezeigt haben: Mittlerweile hat der Anbieter 331 Privatkunden und 38 Gewerbekunden unter Vertrag, Tendenz weiter steigend. Bei einem Gesamtpotenzial von mehr als 2.000 Kunden und aufgrund der aktuellen Situation gehen die Verantwortlichen davon aus, dass in den kommenden Wochen die Vertragsabschlüsse nochmals deutlich zunehmen. „Die Auswirkungen der Corona-Krise haben für viele offenbart, wie wichtig eine leistungsfähige Internetverbindung etwa für Homeoffice-Anwendungen oder für Unterrichtsangebote über Online-Plattformen ist,“ führt Bürgermeister Thomas Deuschle als Begründung für seinen Optimismus an. „Deshalb werden immer mehr Nutzer die Vorteile unseres Ausbaus zu schätzen wissen und künftig über unser kommunales Netz surfen,“ so Deuschle, der Waghäusel in Bezug auf den Breitbandausbau auch weiterhin auf einem sehr guten Weg sieht.